Allgemeiner Infobeitrag zur psychischen Gesundheit

SeelenLaute

Definition: 

Psychische Gesundheit nimmt heutzutage eine immer größere Bedeutung im Leben vieler Menschen ein. Neben der körperlichen Gesundheit wird auch immer mehr Fokus auf die Gesundheit der Seele gelegt. Doch was genau beinhaltet der Begriff “psychische Gesundheit”? Dazu gibt es verschiedene Ansichten. Experten sind der Meinung, dass sich psychisches Wohlbefinden durch Lebensfreude, Glück und Lebenszufriedenheit äußert (Bengel, Strittmacher & Willmann, 2001, S. 16.). Die weit bekannte Weltgesundheitsorganisation WHO (2010) definiert den Begriff der psychischen Gesundheit als Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen. 

Zu den psychischen Erkrankungen gehören Angststörungen, bipolare Störungen, Traumata, Persönlichkeitsstörungen, somatoforme Störungen und am häufigsten depressive Störungen. Dabei können Depressionen vielfältige Symptome mit sich bringen: Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit, Verzweiflung, Schuld, Schwermut, Reizbarkeit, Leere, Gefühllosigkeit, Grübeln, Pessimismus, negative Gedanken, Einstellungen und Zweifel gegenüber sich selbst, den eigenen Fähigkeiten, seinem Äußeren, der Umgebung, der Zukunft, Suizidgedanken, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten, schwerfälliges Denken und übermäßige Besorgnis um die körperliche Gesundheit. Doch neben den emotionalen und kognitiven Beschwerden, kann die Depression auch körperliche Symptome mit sich bringen. Diese können sich in Energielosigkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Weinen, Schlafstörungen, Morgentief, Appetitlosigkeit, Gewichtsveränderungen, Libidoverlust, Unruhe, Spannung, Reizbarkeit, Wetterfühligkeit, Magenschmerzen oder auch Kopfdruck zeigen. Ebenso können Verhalten und Motorik durch depressive Störungen beeinflusst werden. Äußern kann sich dies anhand von verlangsamter Sprache und Motorik, geringer Aktivitätsrate, Vermeidung von Blickkontakt, Suizidhandlungen, kraftlose, gebeugte, spannungslose Körperhaltung und nervöse, zappelige Unruhe, starre, maskenhafte, traurige Mimik sowie weinerlich besorgter Gesichtsausdruck (Wittchen & Hoyer, S. 880).  

Ursachen: 

Betroffene und Angehörige fragen sich nun, worin die Ursachen ihres seelischen Leidens wohl liegen mag. Ursachen liegen laut Wissenschaft in biologischen, psychischen, sozialen und hormonellen Faktoren (Laux, et al., 2017). Doch auch Übergewicht, ungesunde Ernährung, körperliche Erkrankungen, Stress, Schlafmangel, soziale Kontakte (qualitativ und quantitativ hochwertige soziale Kontakte können vor depressiven Verstimmungen schützen), Bewegungsmangel, Charakterzüge, Genetik und Schönheitsideale können die Entstehung von psychischen Erkrankungen begünstigen (Kaluza, 2015; Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie, 2016; Härter, 2000; Baker & Procter, 2013; Kuczynski, Halvorson & Kanter, 2021; Maier, Giegling & Rujescu, 2018; Abkevich et al., 2018; Rehberg, 2023); Baglioni, Battagliese, Feige, Spiegelhalder, Nissen, Voderholzer, Lombardo & Riemann, 2011; Broocks & Wedekind, 2009, Luppa, 2017, S. 263-264; Wittchen & Hoyer, 2011 & Herpertz & Pape, 2022). 

Prävalenz: 

In Deutschland sind jedes Jahr ca. 28 % der Bevölkerung von mindestens einer psychischen Krankheit betroffen. Die häufigsten Diagnosen sind Depressionen, Angsterkrankungen und Alkoholerkrankungen. Mit 45 % ist die Gruppe der 18 bis 35- jährigen am häufigsten betroffen (Jacobi et al., 2014). Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit (AU) beträgt im Durchschnitt ca. 30 AU-Tage. Somit liegt ihre Zahl fast doppelt so hoch wie bei Muskel- und Skeletterkrankungen. Im Vergleich zu den Muskel- und Skelett-, Atemwegs-, Herz-Kreislauf- sowie Verdauungserkrankungen nehmen die AU-Tage in Folge psychischer Erkrankungen in Deutschland stetig zu (DAK, 2016). Weltweit liegt der Anteil psychischer Erkrankungen bei ca. 11 % aller Erkrankungen, Tendenz steigend. 

Psychische Erkrankungen erhöhen auch die Frühverrentungsstatistik. Sie bedingen im Jahr 2012 42,1 % der Frühverrentungsfälle. Somit verringert sich das Renteneintrittsalter im Durchschnitt um ca. 5 Jahre, wodurch hohe Kosten aus volkswirtschaftlicher Sicht entstehen (Deutsche Rentenversicherung Bund, 2019). 

Förderung psychischer Gesundheit:

Kurzfristige Maßnahmen zur Förderung psychischer Gesundheit sind Abreaktion, Ablenkung, Gedankentopp und positive Selbstinstruktion. Langfristige Maßnahmen finden sich im Ablegen der Opferrolle, in der proaktiven Bewältigung, kognitiven Umstrukturierung, sozialem Kompetenztraining, spontanen Entspannung, problemorientierten Stressbewältigungsstrategien, unsystematische Entspannung und systematischen Entspannung, Verhaltensänderung, Zeitmanagement, Schlafhygiene, gesundem Ernährungsverhalten und sozialer Unterstützung.

  • Optimismus:

Carver & Scheier (1998) definieren Optimismus als zeitlich und situativ stabile Tendenz zu positiven Ergebniserwartungen, die das weitere Verhalten und die Wahl der Bewältigungsstrategien beeinflussen. Sie gehen davon aus, dass das Verhalten zu großen Teilen davon beeinflusst wird, welche Konsequenzen durch dieses Verhalten erwartet wird (Carver & Scheier, 1990). Auch laut Grote, Bledsoe, Larkin, Lemay & Brown (2007) gilt der positive Zusammenhang zwischen Optimismus und psychischer wie physischer Gesundheit als erwiesen. Weber und Vollmann (2005, S. 527-528) zeigen auf, dass eine Reihe von Studien zum Teil hohe positive Zusammenhänge zwischen Optimismus und subjektivem Wohlbefinden zeigen.

  • Selbstwirksamkeitserwartung:

Bandura (1986) beschreibt die Selbstwirksamkeitserwartung als die individuell unterschiedlich ausgeprägte Überzeugung, dass man in einer bestimmten Situation die angemessene Leistung erbringen kann. Durch dieses Gefühl wird die Wahrnehmung, Motivation und Leistung der Menschen bezüglich ihrer Fähigkeiten vielfach beeinflusst. Sie gilt somit als wichtige persönliche Ressource, wenn schwierige Anforderungen, Konflikte und Belastungen zu bewältigen sind und die eigenen Kompetenzen abgewogen werden. Laut Bandura (1986) handelt es sich um eine positive Einstellung zu der eigenen Persönlichkeit und zur eigenen Handlungskompetenz. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung hat sich im Hinblick auf spezifische Problemsituationen als ein entscheidender Prädiktor für erfolgreiches Gesundheitsverhalten herausgestellt (Bandura, 1997). Darüber hinaus konnte auch Schwarzer (2002; 2004) anhand einer Vielzahl von Studien belegen, dass eine positive Erwartungshaltung die emotionalen Reaktionen, die Gedanken und das Verhalten einer Person in Anbetracht einer Anforderungssituation mitbestimmt. Empfinden Personen bei sich selbst eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung, so betrachten sie potenzielle Stressoren eher als Herausforderungen, nutzen aktive und problemorientierte Bewältigungsstrategien, haben ein größeres Durchhaltevermögen bei Rückschlägen oder Hindernissen und bewerten ihre eigenen Bewältigungsanstrengungen günstiger im Vergleich zu Personen, die nur über geringe Selbstwirksamkeitserwartung verfügen (Schwarzer, 2002; 2004).

  • Kohärenzsinn:

Unter Kohärenzsinn versteht man die tiefe Überzeugung, dass das Leben trotz vieler Belastungen und Risiken Sinn macht und die Probleme zu bewältigen sind (Antonovsky, 1979; Antonovsky, 1997). Knoll, Scholz & Rieckmann (2011; 2011, S. 130) konnten anhand zahlreicher Studien nachweisen, dass Probanden mit hohem Kohärenzsinn ein höheres subjektives Wohlbefinden und körperliche Gesundheit besaßen.

  • Resilienz:

Als Resilienz bezeichnet man eine Ressource zur Überwindung von Rückschlägen, Misserfolg und Stressfaktoren. Sie ist die Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Lebenssituationen umzugehen. Resilienz ist zudem die Fähigkeit, sich von schwierigen Lebenssituationen „nicht unterkriegen zu lassen“ und „nicht daran zu zerbrechen“. Sie kann somit als psychische Widerstandskraft gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken von Kindern und Jugendlichen verstanden werden (Wustmann, 2004).

  • Psychologische Resilienz:

Psychologische Resilienz beschreibt den Einfluss mentaler Prozesse und des Verhaltens, um die persönliche Stärke zu fördern und das Individuum vor möglichen negativen Konsequenzen von Stressoren zu schützen“ (Fletcher & Sarkar, 2013, zitiert nach Kauffeld et al., 2019, S. 333).

  • Work Life Balance:

Es beschreibt das Verhältnis von Arbeits- und Privatleben (Sonnentag & Fritz, 2010, zitiert nach Kauffeld et al., 2019, S. 348)

  • Achtsamkeit:

„Sind wir achtsam, ist unsere Aufmerksamkeit nicht in Vergangenheit oder Zukunft verstrickt, und wir urteilen oder weisen nicht zurück, was im Moment geschieht. Wir sind präsent“ (Germer, 2009, S. 17). „Der Begriff „Achtsamkeit“ meint die bewusste Lenkung der eigenen Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick, verbunden mit einer nichtwertenden Grundhaltung und der Bereitschaft, nicht sofort und automatisch auf das Wahrgenommene zu reagieren“ (Amberg, 2016, S. 15). Darüber hinaus bedeutet für Amberg (2016, S. 16) das Praktizieren der Achtsamkeitshaltung, eine gegebene Situation so gut und umfassend es gerade möglich ist, mit freundlicher Neugier vorurteilsfrei zu erforschen und das, was ist, zu akzeptieren. Achtsamkeit ist als zentrale Basiskompetenz zu verstehen, um eingefahrene Muster bei Entscheidungen und Handlungen zu verändern durch das Ermöglichen einer Kontaktaufnahme, wie es in einem wirklich aussieht, welche Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen den Menschen in bestimmten Situationen ausmacht. Die Komponente der Achtsamkeit ermöglicht das Einnehmen einer offenen, nicht-bewertenden Grundhaltung, was dazu führt, eigene „Persönlichkeits-Facetten und Verhaltensautomatismen“ zu ergründen und somit neue Möglichkeiten zu schaffen (Schrör, 2016, S. 27).

Behandlungsmethoden:

Depressionen können heute mit großem Erfolg behandelt werden. Dank medikamentöser und psychotherapeutischer Therapie stehen hochwirksame Behandlungsmethoden zur Verfügung. In einer Psychotherapie erwerben die Patientinnen und Patienten Strategien, die einen anderen Umgang mit den eigenen Problemen ermöglichen. Auch spielen beispielsweise die Planung angenehmer Aktivitäten und das Durchbrechen von negativen Grübeleien eine wichtige Rolle. Psychotherapie hilft auch, Rückfälle zu verhindern. Auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein, genauso wie die Unterstützung durch verständnisvolle Angehörige.

Anlaufstellen:

Wege aus der Depression können Sie mit Hilfe von Hausärzten, Fachärzten, Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige, Kirchen/Seelsorge, Kliniken, ambulante Dienste, Beratungsstellen, Gesundheitsämter, Telefonseelsorge und Psychotherapeuten finden.

  • Ambulante Behandlung:

Hausärzte und Fachärzte sowie Psychotherapeuten über

Kassenärztliche Vereinigung Saarland

Telefon: 0681 998370

www.kvsaarland.de

  • Selbsthilfe

KISS – Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland

Telefon: 0681 960213-0

www.selbsthilfe-saar.de

LVPE – Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Saar e.V.

Telefon: 0159 03072998

www.lvpesaar.de

  • Telefonseelsorge

Telefonseelsorge Saar

Telefon: 08001110111 oder 08001110222

www.telefonseelsorge.de

  • Info-Telefon Depression

Info-Telefon Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Telefon: 0800 3344533

Mo, Di, Do: 13.00-17.00 Uhr, Mi, Fr: 8.30-12.30 Uhr

Wichtig:

Depressionen sind keine Einbildung, sondern eine häufige und oft lebensbedrohliche Erkrankung, die heute sehr gut behandelt werden kann.

Eine Depression ist weder persönliches Versagen noch unabwendbares Schicksal, sondern eine Erkrankung, die sich in aller Regel gut behandeln lässt.

Wenn Sie das Gefühl haben oder in Sorge sind, Ihre Befindlichkeit könne mit einer Depression zusammenhängen, suchen Sie ärztliche und/oder psychotherapeutische Hilfe.

Autor: Michelle Bothen

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